Die Hornfrage

Hörner sind nun einmal eine gefährliche Waffe sowohl für Mensch wie auch für Tier.

Auf unserem Betrieb werden schon seit 40 Jahren alle Kühe im Kalbesalter enthornt.

Seit neuestem gibt es auch beim Braunvieh hornlose Stiere und ich werde daher in Zukunft eine hornlose Herde züchten. Sodass die lästige Arbeit des Enthornens entfällt.


Jährlich gibt es nach wie vor 1-2 tödliche Unfälle mit Hörnern und dies obwohl über 90% aller schweizer Tiere enthornt sind.

Wie viele Kühe durch Hornverletzungen leiden oder gar geschlachtet werden müssen, das weiss keiner.

Tatsache ist aber, dass vor 30 Jahren, als die meisten Kühe noch Hörner trugen, Hornverletzungen mit Abstand die häufigste Verletzungsursache in der Landwirtschaft waren, sowohl bei den Menschen wie auch bei den Kühen.

Aus persönlicher Erfahrung kann ich zudem sagen, dass der Umgang mit enthornten Kühen viel herzlicher ist, schliesslich muss man sich die Tiere nicht aus Angst vor Verletzungen mit dem Knüppel und dem Elektroschockgerät vom Leib halten, sondern kann sie gefahrlos an sich herankommen lassen und ihnen auch mal den Kopf kraulen. Meine Kühe lieben es, wenn sie ihren Kopf an mir reiben können, man stelle sich das mit Hörnern vor ...


Ich bin zudem auch überzeugt, dass die Kühe darunter nicht leiden, dass sie gar im Umgang untereinander gestört sind. Rangkämpfe gibt es nämlich nach wie vor. Auch das Anzeigen von Unterwürfigkeit oder Drohgebärden hat sich nicht verändert. Der Unterschied ist nur, dass anstelle der Hörner nun der ganze Kopf zum Einsatz kommt.

Dieser führt aber im schlimmsten Fall zu einigen blauen Flecken und nicht gleich zu 10 cm grossen Löchern im Bauch.


Genetik

Das Hornlos-Gen ist dominant. Sprich: wenn ein hornloses Tier mit einem behornten gepaart wird, entsteht immer ein hornloses Tier. Ich persönlich vertraue der Natur soweit, dass ich glaube sie hat ihre Gründe warum dies so ist.

Früher war es noch anders, da waren die Tiere auf die Hörner angewiesen, um sich vor wilden Tieren zu schützen. Heute, übernimmt der Bauer diesen Schutz.


Übrigens, das Urrind (Archaeomeryx) war hornlos, folglich haben sich die behornten Tiere aus den hornlosen heraus entwickelt und nicht umgekehrt.

Nach wie vor gibt es ganze Rinderrassen (z.B. Angus, Galloway, Roerosrind..), die in ihrer ganzen Entwicklung noch nie Hörner hatten. Ob sie sich bewusst sind, dass ihre ganze Art aus Sicht der Menschen unnatürlich ist??


 

Weitere interessante Infos zu diesem Thema finden sie hier:

 

Göpel Genetik


Ich lade jeden gerne dazu ein, sich auf meinem Betrieb persönlich zu überzeugen, wie angenehm es für Mensch und Tier ist, keine Hörner im Stall zu haben.


 

P.S. Früher wurden die Tiere vorwiegend in Anbindeställen gehalten, der Kontakt unter den Tieren wurde damit stark unterbunden und natürlich wurden so auch Hornverletzungen verhindert.

Zudem brauchte man früher die Kühe mit Hörner, damit man ihnen das Joch anziehen konnte. Die Hornlosigkeit die früher noch viel öfters Auftrat wurde daher bewusst weggezüchtet